Dienstag, 4. Oktober 2016

Fremdenfeindliche Pöbler kosten Deutschland (Kommentar)

Eigentlich, objektiv und im Durchschnitt, geht es den Deutschen gut: Die Arbeitslosenquote ist niedrig, der Lebensstandard liegt in Europa nach der Schweiz und Dänemark an dritter Stelle. Trotzdem ist nicht jeder Mensch mit seiner persönlichen Situation zufrieden – vielleicht, weil er von Veränderungen besonders hart getroffen wurde und keine Möglichkeit hat oder findet, sich einer veränderten Situation anzupassen.

Anders als in einer Diktatur darf man bei uns seine Meinung sagen, seine Unzufriedenheit ausdrücken und auch demonstrieren. Dennoch sollte man sich überlegen, wie und wann man das tut, wenn man sich nicht den Ast unter dem eigenen Hintern absägen will.

Investoren und Touristen – sowohl aus dem eigenen als auch aus anderen Ländern - werden jedenfalls nicht von Bildern eines fremdenfeindlichen Pöbels, der nun in Dresden die Feierlichkeiten zur Deutschen Wiedervereinigung störte, ins Land gelockt. Mit solchen Signalen wird ein etwaiger Aufschwung gebremst, wenn nicht sogar umgekehrt, denn wer verbringt schon seinen Urlaub freiwillig in einer Gegend, wo ein beachtlicher Teil der Menschen keinen Respekt vor anderen zu haben scheint und offensichtlich auch nicht genug Hirn, zu realisieren, dass kein Unternehmen oder Forschungsinstitut sich irgendwo ansiedelt, wo es um einen Teil seiner internationalen Mitarbeiter/Wissenschaftler oder um seine internationalen Kunden bangen muss. Doch ohne Touristen und/oder Investoren werden weder die Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort, noch die Steuereinnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur mehr werden und infolge auch keine staatlichen Leistungen.

Würden die Rechtsradikalen und die ängstlichen Konservativen bis Rückwärtsgewandten, die sich von fremdenfeindlichen Populisten aufwiegeln lassen, nur sich selbst schaden, könnte es der Allgemeinheit ja noch egal sein – wären da nicht die Leistungen, die sie ganz selbstverständlich vom Staat und anderen Institutionen erwarten, und für die wir alle, einschließlich der ausländischen Arbeitnehmer und Mitbürger mit Migrationshintergrund, Steuern und Abgaben bezahlen, wenn es bei ihnen nicht mehr/weiter aufwärts geht.

Anstatt jahrelang zu jammern und sich selbst zu bemitleiden, anstatt mit dem Pöbel zu ziehen und dem Kriegsflüchtling aus Syrien sein Stockbett im Flüchtlingsheim zu missgönnen, sollten Menschen, die sich von einer Härte betroffen sehen, etwas Konstruktives für ihre Stadt oder das Land tun, beispielsweise konstruktive Vorschläge zur Strukturverbesserung machen, selbst ein Unternehmen oder ein Kunst-/Sozialprojekt gründen oder eine Bürgerinitiative ins Leben rufen, die das Bild ihrer Region in der Welt verbessern, statt dieses Bild und damit die eigene Zukunft zu zerstören.

Die Kosten der Einheit betrugen bis jetzt an die 2 Billionen (2.000.000.000.000) Euro. Vieles wurde mit dem Geld, mit Ideen und Engagement geschafft, aber es bleibt auch noch viel zu tun und manches wurde vielleicht im ersten Wurf schlecht oder nicht optimal gelöst. Auch die Korrekturen werden Geld kosten.

Allerdings gibt es nicht nur im Osten Härtefälle. Von Veränderungen und Härten sind auch andere Regionen betroffen. Wandel bringt zwar vielen Fortschritt und Verbesserungen, aber kostet andere oft genug ihren geliebten Beruf und damit die Einnahmequelle. Das war so, als das Auto die Kutschen ablöste, und ist nun, wo regenerative Energien dem Kohleabbau den Sinn abgraben. Da hilft es nur, sich anzupassen, umzulernen, Neues zu probieren, notfalls sogar umzuziehen.

Damit wir alle vom Fortschritt profitieren und gleichzeitig Härtefälle abgemildert werden können, braucht es neue Arbeitsplätze und (Steuer-) Einnahmen. Das gelingt nur, wenn Deutschland das demokratische, weltoffene Land mit Umweltbewusstsein bleibt, an dem viele Jahrzehnte gearbeitet wurde (und woran auch noch viel zu arbeiten ist) und um das wir weltweit beneidet werden.

Wer sich daran beteiligt, von Deutschland ein Bild der Pöbler und der Fremdenfeindlichkeit zu zeichnen, verhindert nicht nur Fortschritt und Arbeitsplätze in seiner Region, sondern schadet unserem ganzen Land. Das ist im Sinn derer, die Deutschland zerstören wollen, und ihr Mitläufer - nein, wir alle - werden die Leidtragenden sein, wenn ihr nicht damit aufhört. Wacht endlich auf!

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